Klimawandel, Fleischkonsum und die Ernährung der Zukunft.

Im Rahmen meiner regelmäßigen Streifzüge durch den STEEM(it)-Artikelwald fallen mir in letzter Zeit des Öfteren Posts auf, deren Autoren sich über jegliche Umweltschutzbemühungen, den "angeblich menschengemachten Klimawandel" sowie Menschen lustig machen, die versuchen, beispielsweise durch Energiesparen und eine entsprechende Ernährung, die knapper werdenden Umweltressourcen zu schonen.

Der Diktatur des 'grünen Gutmenschen' gilt es sich 'heldenhaft' zu widersetzen, indem man täglich drei Schnitzel "vom Feinsten" verzehrt, eine "alte Dreckschleuder" fährt und selbstverständlich, also nicht aus Pragmatismus, sondern aus Trotz, um es all diesen Fahrrad fahrenden Ökos mal so richtig zu zeigen, in den Urlaub fliegt.
"Wahrhaft märtyrerhaft!" kann ich da nur ehrfürchtig beipflichten - sowas erfordert Mut! (Bei möglicherweise im letzten Satz aufgetretenen Spuren von Ironie, muss es sich um reine Zufallsartefakte handeln.) :)
Keine Angst, ich nehme niemandem sein Schnitzel und seine Dreck......... ähm ... sein Auto weg. Was ich jedoch sehr wohl tue, ist von meinem, in einer Demokratie glücklicherweise auch 'grünen Gutmenschen' gewährten Recht der freien Meinungsäußerung Gebrauch zu machen und meinen Standpunkt bezüglich des 'angeblichen' Klimawandels, unnötiger Umweltverschmutzung und, um das Ganze etwas innovativ-interessanter zu gestalten, der Zukunft menschlicher Ernährung, kundzutun.


Quelle: pixabay.



Ist der Klimawandel nun "menschengemacht" oder nicht?


Dass allein der Mensch für die derzeit weltweit höher werdenden Temperaturen verantwortlich ist, behaupte ich nicht. Klimaveränderungen sind natürlicher Bestandteil der Erdentwicklung. Daran, dass Homo sapiens jedoch in nicht unerheblichem Maße seine Finger im Spiel hat und Mitverantwortung für den sich momentan vollziehenden Klimawandel trägt, habe ich nicht den geringsten Zweifel. Da dies kein wissenschaftlicher Artikel ist, beschränke ich mich zwecks Untermauerung meiner Ansicht auf Hinweise auf leicht nachvollziehbare Versuche und die Erwähnung einer m. E. sehr interessanten Studie:

Dass CO2 prinzipiell als Treibhausgas wirkt, dürften die Wenigsten bestreiten. Sein Effekt kann recht gut mit einfachen Versuchen wie diesem veranschaulicht werden.
Selbstredend sind die Gegebenheiten innerhalb der Atmosphäre komplexer, aber am Grundprinzip, dass CO2 und andere Treibhausgase (z. B. Wasserdampf) das Austreten von langwelliger Wärmestrahlung aus der Atmosphäre verhindern, ändert das nichts.

Offensichtlich wird der Effekt beim Vergleich der Wärmeabstrahlung an der Erdoberfläche mit derjenigen in 100 km Höhe.

Des Öfteren höre ich das Argument, die prozentuale Menge des durch den Menschen emittierten CO2 sei, gemessen am insgesamt in der Atmosphäre enthaltenen Kohlenstoffdioxid, sehr gering. Bestünde jedoch die Atmosphäre zu 100 % aus Stickstoff und Sauerstoff, herrschten auf der Erdoberfläche im globalen Mittel tiefe Minustemperaturen. Dass es bei Weitem nicht so kalt ist, zeigt, dass schon die geringen, natürlicherweise vorliegenden Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre relativ große Auswirkungen haben und auch kleine Veränderungen die Temperatur relativ stark beeinflussen können (ähnlich wie ein kleiner Tropfen Milch ein ganze Tasse Tee eintrübt).

Mir bekannte Studien laufen darauf hinaus, dass die Erderwärmung derzeit schneller vonstatten geht als zu früheren Zeitabschnitten, zu denen ebenfalls eine Zunahme der Temperatur zu verzeichnen war, Beispiel: "Das Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum (PETM) vor rund 56 Millionen Jahren brachte unserem Klima einen ungewöhnlich rapiden Wärmeschub. Innerhalb von geologisch enorm kurzer Zeit stieg die Kohlendioxid-Konzentration der Atmosphäre stark an und als Folge erwärmte sich die Erde um rund fünf Grad."

Interessant ist jedoch die Frage, wie schnell sich die derzeitige Erderwärmung verglichen mit früheren vollzieht. In der Zeit bevor vor ca. 56 Millionen Jahren das "Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum" (PETM) erreicht wurde, betrug der maximale CO2-Ausstoß ungefähr 0,6 bis 1,1 Petagramm pro Jahr (worauf Isotopenanalysen hindeuten). Heute liegen die von Menschen verursachten Emissionen bei ca. 10 Petagramm (1 Petagramm = 1015 g) pro Jahr, woraus, so Zeebe et al. folgt, dass die bislang schnellste Klimaerwärmung der jüngeren Erdgeschichte deutlich langsamer verlief als der aktuelle Klimawandel.

Ich könnte weitere Studien nennen, belasse es aber bei der Feststellung, dass die große Mehrheit aller Wissenschafter zu sehr ähnlichen Ergebnissen kommt.

An dieser Stelle will ich noch kurz auf das Argument (die Ausrede!) eingehen, der Mensch trage zwar durchaus seinen Teil zum Klimawandel bei, aber was könne man als einzelner Deutscher schon bewirken, wo doch Länder wie China oder Indien vieeel mehr CO2 ausstießen - ein Tropfen auf den heißen Stein, nicht wahr?
Das eigene Verhalten ist also völlig egal, wenn irgendjemand anderes sich nicht genauso verhält? Also lasse ich ab jetzt z. B. einen Plastikbecher einfach hinter mir fallen, statt ihn bis zum nächsten Mülleimer zu bringen, weil in Indien sowieso so viel Plastik rumliegt, dass mein Handeln an der Gesamtsituation kaum etwas ändert? Am besten macht das jetzt jeder so: Bevor nicht irgendjemand anderes (oder besser noch: alle anderen außer man selbst) damit anfängt, sich um seinen Dreck zu kümmern, macht man es auch nicht. Dann fängt niemals jemand an, irgendetwas besser zu machen als vorher ... aber das ist ja nicht mein Problem?
Abgesehen davon sind beispielsweise die CO2-Emissionen pro Kopf (und wie sonst, außer pro Kopf, könnte man die Emissionen eines Landes fair bewerten?) der Chinesen geringer als unsere, und für neue chinesische Kohlekraftwerke gelten strenge Grenzwerte, während deutsche zu den dreckigsten Europas gehören.


Was hat mein Rindersteak mit dem Klimawandel zu tun?


Angenommen (ich neige zuweilen unvernünftigerweise zur Annahme höchst unwahrscheinlicher Ereignisse), die 'Fleischfraktion' und 'Antigutmenschenkoalition' gestünde mir jetzt zähneknirschend zu, dass der Mensch tatsächlich zur Erwärmung der Atmosphäre beitrüge ... dann hieße das aber doch noch lange nicht, dass ausgerechnet unser Fleischkonsum dafür verantwortlich wäre? Doch, das ist er (neben anderen Faktoren) sehr wohl:
Rinder setzen beim Verdauen beträchtliche Mengen des Treibhausgases CH4 frei, dazu kommen die während der Fleischverarbeitung und seines Transports anfallenden Emissionen. Eine aktuelle Studie des Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP) sowie der Umweltorganisation Grain kam zu dem Ergebnis, die fünf größten Fleisch- und Molkereikonzerne seien bereits heute - mit zunehmender Tendenz - für mehr Treibhausgas-Emissionen pro Jahr verantwortlich als die Ölkonzerne Exxon-Mobil, Shell oder BP.

Aber auch abgesehen von den Konsequenzen für das Klima spricht aus meiner Sicht vieles dafür, seinen Fleischkonsum zu reduzieren:

  • Sowohl Flächen- als auch Wasserverbrauch sind für die Produktion von Rindfleisch um ein Vielfaches höher als für die Erzeugung derselben Menge Gemüse:
    Laut Water Foodprint Network werden für die Herstellung eines Kilogramms Fleisch mehr als 15000 Liter Wasser benötigt, für dieselbe Masse an Kartoffeln nur 287 Liter. Eine der Folgen unseres enormen Fleischkonsums ist Wasserknappheit in vielen Gebieten der Erde sowie zusätzliche Nitrat-, Phosphatbelastung und Kontamination des Grundwassers durch Antibiotikarückstände.
    Gemäß der WWF-Studie "Fleisch frisst Land" werden für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch außerhalb der EU bis zu 49 m2 Fläche benötigt (in Deutschland 27 m2), während es für dieselbe Masse an Kartoffeln nur ca. 0,25 m2 sind.
    Der Flächenverbrauch geht mit der Zerstörung großer Regenwaldgebiete (die zugleich CO2-Speicher darstellen) oder Savannen wie beispielweise der brasilianischen Cerrado einher.

  • Die insbesondere auch in Deutschland weit verbreitete Massentierhaltung ist Quälerei. Beispielsweise werden hierzulande neugeborenen Ferkeln ohne Betäubung die Schwänze abgeschnitten, weil sie sie sich aufgrund ihrer durch die beengte Lebensweise erhöhten Aggressivität sonst gegenseitig abbeißen würden. Männlichen Jungschweinen knipst man die Eckzähne ab und reißt zwecks Kastration ohne Betäubung die Hoden heraus.
    Abgesehen davon fördert der, um durch die beengte Haltung begünstigte Krankheiten halbwegs in Schach halten zu können nötige Antibiotikaeinsatz die Bildung multiresistenter Keime.




Was sind die Alternativen?


Ungeachtet obiger Argumente denkt die Weltbevölkerung derzeit gar nicht daran, ihr Wachstum einzustellen. Wie könnten zukünftig alle Menschen vor Mangelernährung bewahrt werden?

Mögliche Ansätze sind (habt ihr weitere Ideen?):

  • Weniger Fleisch essen, aber dafür auf Qualität achten (nicht mit der Massentierhaltung geschuldeten Stresshormonen vollgepumptes Fleisch dürfte nicht nur gesünder sein, sondern auch besser schmecken!).
    Dadurch stünden größere Flächen für den Anbau pflanzlicher Lebensmittel zur Verfügung.

    Interessant finde ich eine Studie, deren Ziel es ist mittels Einsatz von Computermodellen herauszufinden, welche Nutzpflanzen für welche Regionen der Welt besonders geeignet sind und die höchsten Erträge liefern würden.

  • Aus Zellkulturen generiertes Muskelfleisch wird wohl früher oder später in den Geschäften Einzug halten (Vorteile: Keine Tiere müssen dafür leiden oder getötet werden; geringerer Ressourcenverbrauch; keine Antibiotika).

  • Ich halte Insekten als alternative Proteinquelle für hochinteressant. Ihre Biomasse ist enorm groß, sie sind knusprig (Heuschrecken!) und nährstoffreich! :-)
    Hier noch ein Beispiel für einen Insekten-Food-Lieferanten.

  • Algen enthalten viele Nährstoffe, bringen auf kleinstem Raum (dreidimensional und extrem schnell wachsend!) einen sehr hohen Ertrag und benötigen dafür sogar deutlich weniger Wasser als konventionelles Getreide.

  • Ich höre die Fleischfraktion aufjaulen, wie ein ebenfalls Fleisch fressender Wolf, aber ja: Es gibt mittlerweile neben weniger wohlschmeckenden auch äußerst leckere vegetarische Pasten, 'Fleischimitate' und Gerichte. Ich selbst brauchte eine ganze Weile, im vielfältigen Angebot diejenigen vegetarischen Speisen zu finden, die mir zusagen. :)
    Das älteste vegetarische Restaurant der Welt, das Zürcher Hiltl, wurde übrigens 1898 eröffnet und mittlerweile durch eine fleischlose Metzgerei ergänzt, wo man beispielsweise "vegetarische Riesengarnelen" aus Yamswurzel, sojabasierte "vegetarische Rinderfilets" und würziges "Tartar" auf Auberginen-Tomaten-Basis kaufen kann.

"Hab ich's doch gewusst, der @jaki01, diese männliche Claudia Roth, will uns unseren Fleischkonsum verbieten!" Ich weiß, ich weiß, liebe Fleischgenießer, falls ihr bis hierher durchgehalten habt, habe ich euch so einiges zugemutet, aber ich will niemandem etwas verbieten. Jeder kann tun und lassen, was ihm beliebt. Ich habe lediglich einige Fakten zusammengestellt, aufgrund derer ich es für sehr vernünftig hielte, den Jahresdurschnittsfleischverbrauch von 60 kg pro Deutschem etwas zu reduzieren ... :)
Ich selbst esse übrigens gerne ab und zu ein leckeres Stück Fleisch, wobei ich auf Qualität statt Quantität achte. :)




Quellen:


  1. https://www.sonnentaler.net/aktivitaeten/meteorologie/klima/klima-planet-ich/ue3/co2.html
  2. http://www.science-skeptical.de/blog/treibhauseffekt-fuer-super-dummies/0014220/
  3. https://www.wissenschaft.de/astronomie-physik/rekordrate-der-co2-emissionen/
  4. https://www.nature.com/articles/ngeo2681
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_CO2-Emission#Länderliste_der_CO2-Emissionen_pro_Kopf
  6. http://www.movum.info/themen/ressourcen-und-macht/389-chinas-wende-bei-der-kohle
  7. https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/kohlekraftwerke-in-deutschland-stossen-mehr-co2-aus-als-im-eu-schnitt-a-962028.html
  8. https://www.iatp.org/emissions-impossible
  9. https://waterfootprint.org/en/resources/interactive-tools/product-gallery/
  10. http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Fleischkonsum_web.pdf
  11. https://de.wikipedia.org/wiki/Cerrado_(Brasilien)
  12. https://www.welt.de/debatte/kommentare/article184731400/Massentierquaelerei-Fleisch-ist-billig-Fleisch-ist-Muell-Eine-Schweinerei.html
  13. https://www.zeit.de/wissen/2014-05/antibiotika-resistenzen-resistente-keime-who
  14. https://www.nature.com/articles/s41561-017-0004-5
  15. https://www.wissen.de/vitro-fleisch-hack-und-co-aus-dem-reagenzglas
  16. https://www.ugb.de/downloads/pdf/articles/Insekten.pdf
  17. https://www.zirpinsects.com
  18. https://de.wikipedia.org/wiki/Algen_(Lebensmittel)
  19. https://hiltl.ch
  20. https://www.fr.de/wirtschaft/fleischkonsum-deutsche-essen-kilogramm-fleisch-jahr-11975062.html

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