Geldtheorien

Hier fliegen ja regelmäßig die Fetzen, wenn sich Geldwesenexperten - selbsternannt, tatsächlich oder keines von beidem - in die Haare kriegen. Man könnte teilweise glauben, dass man an einem mittelalterlichen Konzil teilnimmt, bei dem es um die Dreifaltigkeit geht.

Als ausgewiesener und mehrfach zertifizierter Ignorant und Faulpelz in allen akademischen Dingen - und dazu gehört natürlich auch das Geldwesen, das eine Theorie und Schule nach der anderen produziert, die den vorhergehenden oder parallel existierenden Schulen mit angeblich wissenschaftlichen Methoden den Weg auf den Friedhof des Klugscheißertums weisen - hat Leroy zwar auch hier keinen Plan, aber ausnahmsweise dennoch eine Meinung.

Meinungen sind grundsätzlich so umsonst wie überflüssig. Ihre Äußerung erinnert an Diskussionen im 10. Schuljahr, wo sich die dümmsten Hühner auf einmal belebten und anfingen zu diskutieren. "Ich finde, dass ..." oder "Ich glaube nicht, dass ..." oder "Das ist voll fies!"

Leroy, der eingedenk der Tatsache, dass er bisher allen Irrtümern aufgesessen war, denen man überhaupt aufsitzen konnte, und der sich zwar anschickt, dass ihn dieses Schicksal nicht mehr ereile, der sich aber dennoch dessen bewusst ist, dass es wohl unausweichlich ist ... dieser boshafte und hinterhältige Provokateur, dem nichts mehr Freude bereitet, als ähnliche Klugscheißer wie ihn selbst zu entlarven (meistens merken sie es gar nicht) - ja dieser durch und durch fehlbare und lasterhafte, mit allen menschlichen Schwächen Gesegnete verkündet Euch nun die letzte Wahrheit in Fragen des Geldwesens.

Freunde der x-ten monetary theory, Libertäre, Neoklassiker oder auch einfach nur ahnungslose Akademiker, passt auf und vernehmt der Weisheit letzten Schluss.

Ich geh nur noch evidenzbasiert vor und halte mich an das, was ich beobachten kann. Ob das sinnvoll ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Gut und richtig ist immer das, das schon ewig existiert und was die Menschen schon immer als funktionierend anerkannt haben. Das ist zwar keine geniale Heuristik, auch wenn sie von Taleb als seine geniale Beobachtung angepriesen wird, aber eine durchaus auf der Hand liegende.

Und da stell ich Folgendes fest.

Wenn ich Geld hätte, würde ich bei Negativzinsen und der derzeitigen Lage mal darüber nachdenken, Silber und Gold zu kaufen, statt den 20. ETF-MSCI-ACW-Sparplan aufzulegen oder mir heiße Bitcoin-Luft für mein sauer Erspartes beizuführen.

An mir prallen sämtliche Einwände wie der fehlende inhärente Wert, die Sinnlosigkeit, das Nichtessenkönnen usw. usf. komplett ab, und zwar nicht obwohl, sondern WEIL ich KEINE AHNUNG von Geldtheorien habe. Die sind indes bestimmt ein nettes und unterhaltsames Hobby - wie jedes anderes Hobby auch. Also nix gegen Geldtheorien. Wie heißt es so schön in Südhessen: "Der ah geht liwwer in die Kersch, de anner frisst liwwer Zwetschekuche."

Denn Leroy weiß etwas, was zwar alle wissen, aber keiner berücksichtigt.

Ich weiß nur, dass Gold im kulturellen Erbe der Menschheit als Geld eingebrannt ist und bisher extrem wertbeständig war. Mir ist es auch scheißegal, ob eine goldgedeckte oder -teilgedeckte Währung besser oder realistischer ist als das jetzige Schuldgeldsystem, geschweige denn, ob sie überhaupt funktioniert. Es interessiert mich auch nicht die Bohne, was Crashprohet x oder y sagt.

Und ich weiß - und das ist das Entscheidende! - dass meine knallharte schlesische Oma die Flucht allein mit vier Kindern nur dank in ihren Klamotten eingenähten Goldstücken überlebt hat. Und ich weiß, dass sie mir zum Geburtstag immer halbe Unzen Gold hingeworfen hat, was mich damals zum Abkotzen brachte und mir ein abschätziges: "Du unreifer, verwöhnter und dummer Junge!" einbrachte - und mir heute nur noch ehrfürchtiges Staunen abringt.

Wem es also darum geht, keine Spekulationsgewinne einzufahren, keine Zinsen zu bekommen (und allerdings auch keine zu zahlen!), seinen Kindern was zu hinterlassen, was vor den unersättlichen Klauen eines ausufernden Staates und einer parasitären Meute sicher ist, der möchte sich evtl. mal bequemen, auf seine Oma zu hören.

Leroy empfiehlt ohnehin, eher auf das zu hören, was die Oma sagt oder sagte, und zwar egal, worum es geht. Damit dürfte man unterm Strich wesentlich besser fahren als mit trampolinspringenden Dummbrunzen oder butterweichen Ökonomie-Spießern.

PS: Der Umkehrschluss gilt ausnahmsweise auch: postmodern ist immer scheiße. Ausnahmslos.

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