Gedanken zur Frauenquote

Nachdem, unter anderem auf eine Initiative der SPD hin, zunächst eine feste Frauenquote für Großunternehmen von zukünftig mindestens 30 % in Angriff genommen wurde, wird nun verstärkt darüber diskutiert, diese Quote auf alle deutsche Firmen auszuweiten.


Frauenrechte mussten hart erkämpft werden


Zunächst einmal möchte ich betonen, mich gegen jegliche Benachteiligung von Frauen zu wenden. Es ist richtig, dass es bezüglich Frauenrechten, selbst in Europa, lange Zeit gar nicht gut aussah:

  • Bis 1957 durften Frauen in der Bundesrepublik Deutschland ohne Zustimmung ihres Ehemannes kein eigenes Konto eröffnen.

  • Von 1958 bis 1977 lautete § 1356 BGB Absatz 1:"
    [1] Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung.
    [2] Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist."

  • In der Schweiz wurde das Frauenstimmrecht erst 1971 eingeführt (und konnte sogar erst 1990 in allen Kantonen durchgesetzt werden).

Gründe dafür, dass Frauen auch heute noch im Durchschnitt weniger verdienen als Männer


Es stimmt, dass die Durchschnittsgehälter von Frauen statistisch betrachtet auch heute noch um 21 % niedriger als die von Männern sind. Allerdings liegt das zu einem großen Teil daran, dass Frauen häufiger in Teilzeit sowie in Branchen geringerer Bezahlung arbeiten. Rechnet man diese Faktoren heraus und betrachtet, was Männer und Frauen gleicher Qualifikation auf vergleichbaren Stellen verdienen, bleibt eine 'Lohnlücke' von immerhin noch ca. 6,6 Prozent.
Gegen eine Frauenquote zu sein, heißt nicht für niedrigere Löhne bei gleichwertiger Arbeit zu plädieren: Selbstverständlich sollte eine Frau für gleiche Arbeit genauso gut bezahlt werden wie ein Mann!


Warum ich gegen die Frauenquote bin


Im Folgenden begründe ich, weshalb ich trotz aller zum Teil leider immer noch vorhandenen Benachteiligungen von Frauen, gegen Quotenregelungen bin.


Die fachliche Qualifikation des Individuums sollte entscheiden!


Wenn jemand eingestellt wird, sollte die fachliche Qualifikation des Bewerbers das entscheidende Kriterium sein. Ich bin gegen jegliche Diskriminierung von Frauen, sehe aber auch keinen Grund dafür als Individuum, im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens benachteiligt zu werden, nur weil ich ein Mann bin. Das Geschlecht sollte sich weder positiv noch negativ auf Berufschancen auswirken. Wenn ich mich bewerbe, bin ich ja kein 'Repräsentant' der Gruppe der Männer, sondern trete als Individuum gegen andere an und fände es unfair, aufgrund meines Geschlechts bei gleicher Eignung aufgrund einer Quote schlechtere Chancen zu haben als Mitbewerberinnen.


Sollte eine 'Kleinwüchsigen-Quote' eingeführt werden?


Sollte jemand, der Frauenquoten fordert, das dann nicht konsequenterweise für die vielen anderen 'benachteiligten' Gruppen innerhalb der Gesellschaft ebenfalls tun? Beispielsweise sind kleinwüchsige Menschen in Politik und Führungspositionen der Wirtschaft deutlich unterrepräsentiert - sowohl die Vorstände großer Unternehmen als auch die mächtigsten Politiker sind statistisch gesehen überdurchschnittlich groß. Vorstandsvorstände sind im Durchschnitt 7 cm größer als 'Normalbürger'. Ist z. B. jemand, der klein ist (Mann oder Frau) und deshalb nur geringe Chancen hat, in eine Führungsposition zu gelangen, weniger diskriminiert als eine Frau, der das (aufgrund ihres Geschlechts) ebenfalls verwehrt bleibt?
Sollte folglich eine 'Kleinwüchsigen-Quote' eingeführt werden?
Oder eine Quote für Menschen mit ausländisch klingenden Namen? Die auf fiktiven Bewerbungen basierende Studie "Diskriminierung am Ausbildungsmarkt" offenbarte, dass bei gleicher Qualitfikation Bewerber mit typisch deutschem Namen gegenüber solchen mit türkischem bevorzugt werden.
Andere Studien zeigten, dass dicke Kinder im Durchschnitt schlechtere Noten erhalten als ihre Mitschüler (und damit später im Berufsleben geringere Chancen auf gute bezahlte Jobs haben). Berühmt ist inzwischen auch der Spruch "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose".
Müsste man nicht auch noch untersuchen, ob vielleicht Rothaarige möglicherweise ebenfalls unterdurchschnittlich oft in Führungspositionen gelangen und gegebenenfalls ernsthaft über eine 'Rothaarigenquote' nachdenken? :)

Wäre die Einführung von 'Männerquoten' für Berufe wie Grundschullehrer, Kindergärtner oder Sekretär sinnvoll?

So wünschenswert es aus ihrer Sicht für die unzähligen vermeintlich oder tatsächlich diskriminierten Gruppen von Menschen mit bestimmten Merkmalen, seien es nun Frauen, Kleinwüchsige, Türkischstämmige, Dicke, Kevins oder Rothaarige, auch sein mag, halte ich dennoch nichts davon, für jede dieser Gruppen eigene Quoten einzuführen. Nicht selten, wenn der Staat aus vorgeblichen Gerechtigkeitsgründen regulierend eingreift, führt das am Ende statt zu mehr Gerechtigkeit zu nichts anderem als Bürokratie, Zusatzkosten und viel Frust (ähnlich wie auch die Einkommensteuererklärung durch ihre unzähligen Sonderregelungen und Abschreibungsmöglichkeiten nicht gerechter, sondern immer komplizierter, unverständlicher und zeitraubender wird).

Warum werden Menschen in Männer und Frauen eingeteilt? Warum nicht stattdessen in Kleine und Große, Dicke und Dünne, Rot- oder Dunkelhaarige? Männlich oder weiblich zu sein, ist doch nur ein Merkmal unter vielen eines jeden Individuums ... Warum, noch einmal, ist eine Frauenquote sinnvoller als z. B. eine 'Kleinenquote'?

Mein Kredo ist es, das jeweilige Individuum (z. B. beim Wettstreit um eine Arbeitstelle) gerecht und fair zu behandeln, nicht bestimmte Gruppen.


Was sind die Alternativen zur Quote?


Gegen eine Frauenquote zu sein, heißt nicht, etwas gegen einen höheren Anteil an Frauen in Führungspositionen zu haben (sollte es übrigens irgendwann einmal mehr als 50 % Frauen in Führungspositionen geben, werde ich ganz sicher nicht für eine Männerquote plädieren). Ich will ihn allerdings nicht durch Außerkraftsetzen des fairen Wettbewerbs zwischen Individuen herbeizwingen. Sätze in Stellenausschreibungen wie "Bei gleicher Eignung werden weibliche Bewerberinnen bevorzugt eingestellt" halte ich für 'umgekehrt diskriminierend'. Frauen sollten selbstverständlich nicht benachteiligt, aber auch nicht per Gestz bevorzugt werden.

Statt auf Quoten zu setzen, hoffe ich auf eine langsame aber stetige Veränderung innerhalb der Gesellschaft. Wer die Situation der Frauen verbessern will, fängt am besten in seinem eigenen sozialen Umfeld an, z. B. damit, als Mann im Haushalt zu helfen, bei der Erziehung seiner Kinder darauf zu achten, Mädchen nicht nur mit Puppen spielen zu lassen und sie für Mathematik und Naturwissenschaften zu begeistern. Man sollte meiner Meinung nach Menschen nicht in vermeintlich typische Rollenbilder drängen, sondern sie selbst ihre eigenen Vorlieben entdecken lassen. Als Chef in verantwortlicher Position sollte man auf die gerechte Bezahlung aller Mitarbeiter, unabhängig von für die Arbeit irrelevanten Merkmalen, achten.


Sind Frauen vielleicht einfach klüger als Männer?


Im Rahmen von Diskussionen darüber, dass Frauen seltener in Führingsriegen vertreten sind und außerdem öfter in Teilzeit arbeiten, kommt mir des Öfteren der Gedanke, dass das (zum Teil, neben tatsächlicher Benachteiligung) auch einfach an ihrer größeren Vernunft liegen könnte. Warum sollte es überhaupt erstrebenswert sein, sich als Führungskraft nur des hohen Verdienstes und Status wegen ständigem Stress auszusetzen, immer unter Druck zu stehen, keine Zeit für Sport, Hobbies und Familie zu haben ... Also ich wollte das nicht. Hohe Lebensqualität ist in meinen Augen etwas anderes ... Im Gegnsatz zu den meisten Frauen bewerten viele Männer offensichtlich Prestige und ein hohes Gehalt höher als ihre eigene Gesundheit ... Generell neigen Männer auch dazu, höhere Risiken einzugehen, beispielsweise dann, wenn es darum geht, Geld anzulegen, während Frauen eher nach Sicherheit streben.
(Das kann ich leider bestätigen: Hätte mich meine liebe Frau nicht so stark in meinem Risikodrang gebremst, würde ich heute noch deutlich mehr Krypto-Assets mein Eigen nennen. :-) )

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