DE-Biographie eines Unbekannten/EN-Biography of an unknown person

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©MichaelBlake

Deutsch

Geschichten aus dem Leben sind meistens auch die besten. Sie sind am leichtesten erzählt, da man sich nichts ausdenken muß. Höchstens eine kleine Übertreibung hier und da kann man sich erlauben, was aber auch den Charme solcher Anekdoten ausmacht. So stieß ich anderntags auf der Suche nach einem Buch rein per Zufall auf eine Website, die mich gefangen nahm. Hier klicken.
Schlicht gehalten gab es auf der Website ein Foto, drei Blogeinträge und einen Homebutton. Durch die Abwesenheit auch nur eines Kommentares, oder einer Kontaktmöglichkeit mit dem Autoren, glich dieser Zufallsfund im Ozean des Internets dem einer unentdeckten, unbewohnten Insel. Es schien als wollte der Verfasser nur seine Geschichte erzählen, ohne nach Aufmerksamkeit zu betteln. Natürlich mußte ich gleich reinlesen.
Der Verfasser Michael Blake erzählt drei Episoden seines Lebens. Die ersten zwei Einträge sind über seine Geburt in einem Arbeiterviertel Londons, seiner rauhen Kindheit und Schulzeit, bis hin zu seinem Dienst beim militärischen Geheimdienst. Der dritte und letzte Eintrag beschreibt eine Episode aus seinen Geschäftsreisen nach Bangkok und was er dort alles erlebte. Alle seine Einträge sind gut geschrieben und bildhaft. Es hat Spaß gemacht sie zu lesen und nach dem Ende seiner Bangkok-Geschichte packte mich die Neugierde, und ich suchte nach irgendwelchen Hinweisen was er noch geschrieben haben könnte. Aber bis dato konnte ich nichts finden. Nicht mal einen social media Account, welches auf ihn schließen ließe. Speziell seine letzte Geschichte aus Bangkok hat mich zum Schmunzeln gebracht (auch wenn das Ende sehr dramatisch ist), da ich ähnliches in vielen Varianten schon erzählt bekommen habe. Denn auf meinen Reisen in Asien gab es viele tolle Begegnungen mit Menschen, die mich immer beschäftigt haben. Meistens weil ich sie nie in eine mir bekannte Kategorie stecken konnte (und diese Leute mag ich am liebsten). Sehr oft waren das Leute mit hoch interessanten Lebensläufen, ereignisreichen Leben, überraschende philosophische Gedanken, (ehemals) weltmännische Gestalten. Obwohl ich oft fasziniert von den Lebensläufen war – vom Rettungssanitäter in New York bis zum Entwicklungshelfer auf Sri Lanka – hatten so gut wie alle einen Dämonen auf ihren Schultern: Die Einsamkeit des Bedeutungslosen. Kein Alkohol, kein Sex konnte sie hinwegtäuschen über die Belanglosigkeit ihres entdeckten vermeintlichen „Paradieses“, und ich habe nur sehr wenige kennengelernt, die mit sich und ihrem Leben Frieden geschlossen haben und es in vollen Zügen genießen können. Ein klein wenig erinnert mich der Autor an diese komplexen Weltenbummler; mit allen Ecken und Kanten.
Jedenfalls möchte ich nicht zu viel schreiben oder verraten, sondern diesen sehr interessanten Blog empfehlen. Es ist ein schöner Fund von einem verregneten Sonntag Nachmittag. Viel Spaß damit!
Übrigens hätte ich ja den ersten Kommentar auf seiner Website schreiben können. Aber irgendwie wollte ich das nicht. Irgendwie gefällt es mir, daß da eine Lebenserinnerung im unüberschaubaren Web existiert, die nach keiner Reaktion verlangt. Sie ist einfach da. Sie ist wie eine zufällige Begegnung am Flughafen wo sich zwei Fremde treffen, ein wenig ihre Zeit mit Geschichten vertreiben, um dann jeder in eine andere Richtung zu fliegen. Das möchte ich für mich so beibehalten.
In einer gläsernen Welt ist das eine Oase.

English

Stories from life are usually also the best. They are the easiest to tell, because you don't have to make anything up. At most, one can allow oneself a little exaggeration here and there, which, however, also constitutes the charm of such anecdotes. So the other day, purely by chance, while looking for a book, I came across a website that captured my attention. Click here.
Kept simple, the site had one photo, three blog entries, and a home button. The absence of even one comment, or a way to contact the author, made this chance find in the ocean of the Internet resemble that of an undiscovered, uninhabited island. It seemed that the author just wanted to tell his story without begging for attention. Of course, I had to read it right away.
The author Michael Blake tells three episodes of his life. The first two entries are about his birth in a working class neighborhood of London, his rough childhood and school years, to his service in military intelligence. The third and final entry describes an episode from his business trips to Bangkok and what he experienced there. All of his entries are well written and pictorial. It was fun to read them and after the end of his Bangkok story, curiosity got the better of me and I looked for any clues as to what else he might have written. But so far I could not find anything. Not even a social media account, which could be concluded on him. Especially his last story from Bangkok made me grin (even if the end is very dramatic), because I have been told similar stories in many variations. Since on my travels in Asia there have been many great encounters with people who have always kept me busy. Mostly because I could never put them into a category I knew (and these are the people I like the most). Very often these were people with highly interesting resumes, eventful lives, surprising philosophical thoughts, (formerly) cosmopolitan figures. Although I was often fascinated by the resumes - from the paramedic in New York to the development worker in Sri Lanka - pretty much all of them had a demon on their shoulders: the loneliness of the insignificance of life. No alcohol, no sex could make them forget the insignificance of their discovered supposed "paradise," and I have met very few who have made peace with themselves and their lives and can enjoy it to the fullest. A little bit the author reminds me of these complex globetrotters; with all corners and edges.
Anyway, I don't want to write or give away too much, but recommend this very interesting blog. It's a nice find from a rainy Sunday afternoon. Have fun with it!
By the way, yes I could have written the first comment on his website. But somehow I didn't want to. Somehow I like that there is a life memory in the unmanageable web that doesn't ask for any reaction. It is just there. It's like a chance encounter at the airport where two strangers meet, pass a little time with stories, and then each fly off in a different direction. I want to keep it that way for me.
In a digitally monitored world, that's an oasis.

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Ecency